Buchveröffentlichungen
Wichtige Neuerscheinungen
Sprachkontakt generativ.
Eine Untersuchung kontaktbedingten syntaktischen Wandels im Zimbrischen.
Linguistische Arbeiten 582. Überarbeitete Fassung der Habilitation. Berlin: De Gruyter. Open Access
Nach Klärung der theoretischen Basis der Kontaktlinguistik, d. h. die sprachwissenschaftliche Betrachtung von Sprachen und deren Sprechern, die miteinander in sozialem Kontakt stehen, ist das übergeordnete Ziel zu zeigen, welches Erklärungspotenzial Sprachkontaktforschung aus einer solchen Perspektive hat. Dabei wird zunächst das grammatische System des Zimbrischen auf der Ebene der Sprechergemeinschaft unter die Lupe genommen. Das Zimbrische eignet sich exemplarisch als Modellsprache für die Erforschung und Modellierung von Sprachkontaktprozessen.
Insbesondere die Syntax der Phänomene des V2 und des Pro-drop und die sehr eigentümliche Integration von Aspekten des einen und des anderen im grammatischen System des Zimbrischen zeigt auf exemplarische Weise, dass eine Sprache, die fremde Quellen integriert, doch grundsätzlich dem internen Weg optimaler Komplexität folgt. Auch im Sprachsystem des bilingualen Sprechers zeigt sich, dass das Zimbrische das geeignete Objekt zur Modellierung der Sprachwandeldynamiken unter Sprachkontakt ist, da keine normierende Instanz die im Primärspracherwerb entstehende natürliche Variation präskriptiv eliminiert und
doch nicht alle Variationsmöglichkeiten in das grammatische System der Sprechergemeinschaft eingehen. Die These, die in dieser Arbeit vertreten wird, ist, dass von der im Primärspracherwerb spontan entstehenden Variation nur jene eine Chance hat, sich auf der Ebene der Sprechergemeinschaft durchzusetzen, die dem internen Weg optimaler Komplexität folgt. (Systemoptimale sprachinterne Komplexität lässt sich als die strukturelle Optimalität der Sprache als System definieren. Sie ist eine konzeptuelle Notwendigkeit und ergibt sich aus dem Lernbarkeitskriterium, das gewährleistet, dass die Sprache von der neuen Generation als System erfolgreich erworben wird.) Nicht unähnlich biologischen Mutationen bleibt es anderen (in der Regel sozialen) Faktoren überlassen, ob sich ein bestimmter Variationsstrang tatsächlich durchsetzt. Die sprachliche Bedingung der Möglichkeit, dass er sich durchsetzt, ist, dass er dem internen Entwicklungspfad der Sprache nicht zuwiderläuft. Variationen sind letztendlich bereits in der heutigen Struktur der Sprache angelegt und stellen eine mögliche natürliche, daher auch optimale Entwicklung dar, auch wenn bzw. gerade dann, wenn sie sich fremdartiges Material einverleiben. Natürlicher Sprachwandel folgt internen Restriktionen durch optimale Umbaustufen hindurch. Das gilt für die diachronische Entwicklung ohne Sprachkontakt, jedoch auch – wie sich zeigen wird – im Kontext massiven Sprachkontakts.
Über das Lexikon hinaus können die Erscheinungen des Kontakts mit den verschiedenen diachronischen Stufen des Italo-Romanischen auch auf struktureller Ebene festgestellt werden. Bis auf Determinanten und Klitika sind alle Wortkategorien, vom Substantiv zum Komplementierer, entlehnt worden. Was die Syntax angeht, so lassen sich im Zimbrischen Konstruktionen ermitteln, die in keinem binnendeutschen Dialekt zu finden sind, während vergleichsweise ähnliche Phänomene in anderen deutschen Kontaktvarietäten in Italien, z.B. im Fersentalerischen, im Walserdeutschem oder in Zahrischem, auftauchen.
Diese Publikation ist die überarbeitete Fassung meiner im Pandemiejahr 2020 am Fachbereich 10 der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main in den Fächern Germanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft eingereichten Habilitationsschrift „Germanistische Sprachkontaktforschung aus der I-language- Perspektive. Grundlagen — Studienfälle – Theoretische Modellierung.“ Ermenegildo Bidese
Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen
Einheitskomitee der historischen deutschen Sprachinseln in Italien (Hrsg.) (2022): Die deutschen Sprachinseln im Aufblühen. Sprachinselkomitee
2011–2021. Bozen: Athesia
Anlässlich des Jubiläums des Komitees ist eine Publikation erschienen – je zur Hälfte auf Deutsch und Italienisch. Es geht darin um die Zusammensetzung, die Ziele und die Arbeit des gemeinsamen Komitees, aber auch um die Geschichte und die aktuelle Situation der einzelnen deutschen Sprachinseln. Dazu Anna Maria Trenti Kaufmann, Vorsitzende des Komitees: „Obwohl die Idiome und deren Varianten zur selben sprachlichen Familie gehören, haben die verschiedene Herkunft der Bewohner der Sprachinseln, die geografische Lage, die Kontakte zu den anderen angrenzenden Sprachen, andererseits auch die Abgeschiedenheit von der eigenen Umwelt, ihre Entwicklung beeinflusst und die Eigenart der Sprache gefördert.“ Um diesen Tatbestand besser zu veranschaulichen, haben die Autoren in der Anlage zum Buch das Märchen der Gebrüder Grimm „Die Wichtelmänner“ in sechzehn verschiedenen germanischen Varianten neben dem im Standard-Deutsch verfassten Original, samt italienischer Übersetzung, wiedergegeben, die alle dem gemeinsamen Komitee angehören.
Boarisch - Boirisch - Bairisch. Eine Sprachgeschichte.
Rowley, Anthony R. (2023): Boarisch - Boirisch - Bairisch. Eine Sprachgeschichte.
Regensburg: Friedrich Pustet
Der Dialekt ist als Immaterielles Kulturerbe einer der wichtigsten Faktoren Bayerischer Identität. Dieses Buch bietet eine Übersicht über anderthalb Jahrtausende deutscher Sprache in Bayern von den ersten Runeninschriften bis zur lokalen deutschen Schriftsprache und der heutigen Mundartdichtung.
Anhand typischer Texte werden die wichtigsten sprachlichen Veränderungen veranschaulicht und das Werden der heutigen Dialekte beschrieben. Themen sind unter anderem der Stammesname, sprachliche Relikte der Urzeit, die Aussage der Dialekte für die Landesgeschichte, Alter und Genese wichtiger Dialektbesonderheiten, der Einfluss des Lateins, der Nachbarsprachen, der Zentren München und Wien sowie die Frage, ob das Bairische ein Dialekt ist oder eine Sprache.
Umschlagtext; mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Ortsnamen und Mundarten im Altlandkreis Vilsbiburg
Stör, Bernhard und Johann Schober (2022): Ortsnamen und Mundarten im Altlandkreis Vilsbiburg. Adlkofen /München /Vilsbiburg: Eigenverlag
Mit Beiträgen von Reinhard Bauer, Hans Fehn † und Jakob Oßner,
Anmerkungen von Johann Galler, Stefan Goldbrunner, Albrecht Greule, Manuel Höllinger, Wolfgang Janka, Gerlinde Lienhard, Andreas Nitzl, Wolf-Armin von Reitzenstein, Hannelore Sirtl, Josef Sirtl und Gerhard Weindl; und 19 Abb. aus der 1723 erschienenen Historico-Topographia Descriptio (Rentamt Landshut) von Michael Wenig. In Zusammenarbeit mit dem Cimbern-Kuratorium Bayern, publiziert im Eigenverlag.
(...) Ortsnamen sind unmittelbarer Ausdruck der Volkssprache und deren untrennbarer, elementarer Bestandteil. Sie wurden bis vor rund 200 Jahren meist nicht von der Obrigkeit bestimmt, sondern von der Bevölkerung in deren Mundart geprägt und erst später in den amtlichen Gebrauch übernommen. Dabei entstanden durch mundartunkundige Schreiberlinge etliche völlig sinnfreie Verschriftungen, wie etwa Goldbrunn (statt „Galgenbrunn“) oder Kollmannserberg (statt „Kalbenberg“). (...)
Sepp Obermeier, Bund Bairische Sprache e. V.
(...) Gerade in der heute schnelllebigen Zeit dürfen diese Namen und unser schöner niederbayerischer Dialekt nicht in Vergessenheit geraten. Dieses Buch wird daher bestimmt bei der hiesigen Bevölkerung, auch für spätere Generationen, sowie bei überörtlicher Wissenschaft und Kultur Interesse wecken, denn schließlich ist die Sprache unser höchstes Kulturgut“.
Monika Maier, Bezirksrätin/Bürgermeisterin von Bodenkirchen
Dal particolare all’universale. Viaggio nella grammatica del cimbro.
Tomaselli, Alessandra. 2023. Dal particolare all’universale. Viaggio nella grammatica del cimbro. Verona: QuiEdit
Ein sehr wichtiges Buch über die Syntax des Zimbrischen. Es umfasst viele Jahre Forschung über das Zimbrische. Die Grammatik der zimbrischen Sprache stellt ein vorzügliches Labor dar für das Studium sprachlicher Variationen in Synchronie und Diachronie. Ihr Zustand als deutschsprachige Sprachinsel, die jahrhundertelang dem Druck der benachbarten romanischen Varianten ausgesetzt ist, macht sie zum idealen Kandidaten für einen „Stresstest“, der es uns erlaubt, die Widerstandsfähigkeit der syntaktischen Strukturen und die Grenzen der Konvergenz zwischen zwei in Kontakt stehenden Sprachsystemen im Raum und im Geist des zwei-sprachigen Sprechers zu untersuchen.
Die „Reise in die Grammatik des Zimbrischen“ ist eine Abhandlung der vergleichenden Linguistik geworden, die sowohl einen didaktischen Schlüssel (um die Studenten der Linguistik in die Instrumente der Analyse eines theoretischen Modells mit „Prinzipien und Parametern“ einzuführen) liefert, als auch einen theoretischen Schlüssel zum Nachdenken über die Grenzen der syntaktischen Variation und Konvergenz.
Weitere Publikationen
Bidese, Ermenegildo & Valentina Nicolussi Castellan (2023): Zimbar zungen von gebìnn Tönle Bintarn 2. Testi del concorso letterario Tönle Bintarn nelle tre lingue cimbre 2020-2022.
Luserna: KIL
Bidese, Ermenegildo (2021): Introducing Cimbrian. The main linguistic features of a German(ic) language in Italy.
In: Energeia 46, 19-62
Bidese, Ermenegildo & Fiorenzo Nicolussi Castellan (2021): Zimbar zungen von gebìnn Tönle Bintarn 2011-2019. Testi del concorso letterario Tönle Bintarn nelle tre lingue cimbre 2011-2019.
Luserna: KIL
Bidese, Ermenegildo & Fiorenzo Nicolussi Castellan (2020): Di naüng stòrdje vo Lusérn.Tèkste von gebìnn Tönle Bintarn 2011-2019. I nuovi racconti di Luserna. Elaborati del concorso letterario Tönle Bintarn 2011-2019.
Luserna: KIL
Cauzzi, Giuseppe (2020): Strade e sentieri dell‘Altopiano dei Sette Comuni. Storie di guerra, vita e passioni in 52 itinerari.Caselle di Sommacampagnai:
CierreiEdizionia
Cimbern-Kuratorium Bayern e. V., (2021): Woher kommt das Zimbrische? Tagungsband zum sprachwissenschaftlichen Symposium des bayerischen Cimbern-Kuratoriums im Jubiläumsjahr 2019. Velden/Vils (Niederbayern):
Cimbern-Kuratorium Bayern e. V.
Cornoldi, Cesare (2018/2021). Ka Schual lestma! Galésa. Puach A. Firenzi:
Giunti Suola
Geiser, Remigius (2020): Zimbrisch – as äiddasde Boarisch?
In: FBSD. Rundbrief Nr. 93 Mrz 2020, S. 46-53
Jegary Cunico, Andrea (2021): Nomi, luoghi e comunità. Quaderni di toponomastica cimbra Sette Comuni. Altra Definizione
Lenzi, Katja (2021): Lusérn. Luserna. Earde und lem vonan zimbarn lant. Territorio e lingua di una comunità cimbra.
Luserna: KIL
Manzoni, Francesco (2023): Valentino Paganin (Asiago 1802 - Venezia 1856): un prete e poeta tra il genio e la follia.
Roana: ICC
Manzoni, Francesco (2020): Asiago e l‘Altopiano dei Sette Comuni. La gente, l‘ambiente, le condizioni di vita.
Padova: CEL
Manzoni, Francesco (2020): Johann Andreas Schmeller e la scoperta del „piccolo popolo“ dei cimbri.
Roana: ICC
Panieri, Luca (2022): De Zimbrische Zunga von Siban Komaün. Grammatica della lingua cimbra dei Sette Comuni.
Roana: ICC
Patuzzi, Umberto & Lauro Tondello Plözer, Gianni Vescovi Bischofar (2021). Eserciziario cimbro. Zimbrisches Übanpuch.
Bassano: Editrice Artistica
Patuzzi, Umberto (2020): Il cimbro è ancora vivo. Nomi e luoghi dei Sette Comuni. Das Zimbrische lebt noch. Flurnamen und Umwelt der Sieben Gemeinden. Zimbar-Gaprècht nòch lèntikh. De naamen un de saiten bon Siban Komoinen.
Roana: Istituto di Cultura Cimbra
Rossi, Fiorenzo (2022): La popolazione di Roana. (Altopiano di Asiago - Vicenza). 150 anni di storia.
Padova: CLEUP
Spiller Ostarelo, Giorgio (2022): La guerra in strada. Ultima strage nel villaggio in armi.
Bidigi Editoria
Spiller Ostarelo, Giorgio (2021): Il villaggio brucia. Vacareti, partigiani e la fine di un‘epopea di montagna.
Bidigi Editoria
Spiller Ostarelo, Giorgio (2020): Shalom. Profughi, solidarietà e resistenza in un villaggio di montagna.
Bidigi Editoria
Stoffella, Hugo-Daniel (2022): Zimbrische Sagen und Volksmärchen aus den Laimbachtälern.
Bozen
Stoffella, Hugo-Daniel (2020): Zimbrisches Wörterbuch der Laimbachtäler.
Bozen
Valdegamberi, Stefano (2021): Alle origini degli antichi comuni di Saline, Tavernole e Corno.
Edizioni Zerotre
Winkler, Werner (2022): Johannes Andreas Schmeller: Briefwechsel - Nachträge. Band 1: Einführung und Register. Band 2: Briefe und Anmerkungen. Jahrbuch der Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft 2019.
Regensburg: edition vulpes
Zuin, Francesco & Ermenegildo Bidese (2022): L’antico cimbro di Foza nei Sette Comuni. Dagli appunti inediti di Bruno Schweizer. Ricerche della Federazione Cimbri 7 Comuni 2. Pergine Valsugana (TN):
Publistampa Edizioni
Zuin, Francesco & Ermenegildo Bidese (2022): La Parabola del Figliol Prodigo in una varietà cimbra nordoccidentale dell‘anno 1810: analisi testuale e linguistica. In: Cognola, F.; Dapit, R.; Madaro, R.; Bidese, E.; Vicario, F.; Videsott, R.; Zuin, F. 2022. Lingue minoritarie e ricerca linguistica.
Udine: Casa editrice. 9788832833430. Pp. 117-152.
Zuin, Francesco (2020): Sui cosiddetti cimbri dei VII e XIII comuni delle alpi venete e sulla loro lingua. Ricerche della federazione cimbri 7 comuni 1. Pergine Valsugana (TN):
Publistampa Edizioni