Cimbernfahrt in die Sette Comuni
Pressebericht von Therese Huber, Bonbruck
Der Kontakt zu den altbairischen Sprachinseln in der Hochebene nördlich von Verona und Vizenca soll nicht abreissen. Besuche und Gegenbesuche bringen Leben in die Partnerschaft. Kürzlich besuchten Mitglieder und Freunde des Cimbern-Kuratoiums Bayern mit ihrem Vorsitzenden Josef Seidl aus Kumhausen bei Landshut diese Region. Ein umfangreiches Programm erwartete die Reiseteilnehmer.
Die Hinfahrt verlief äusserst kurzweilig. Professor Dr. Reinhard Heydenreuter, ehemaliger Direktor des Bayerischen Staatsarchivs gab fundierte Einblicke in die wechselvolle Geschichte zwischen Bayern und Tirol. Die Tiroler waren früher bettelarm, aber tiefgläubig. Er erzählte von Land und Leuten, von der heiligen Notburga, von den Minnesängern Oswald von Wolkenstein und Walter von der Vogelweide, von Andreas Hofer und der Schlacht am Berg Isel. Endgültig versöhnt haben sich die Bayern und die Tiroler erst im Jahre 1918.
In San Michele machte die Reisegruppe Station bei der Familie Zenie, einem langjährigen Cimbernmitglied. Wie jedes Jahr wurden die Gäste aus Bayern überaus herzlich empfangen und vorzüglich bewirtet. Anschließend ging es über viele Serpentinen auf die Hochebene zum Zielort Roana. Am Nachmittag stand der Besuch des Museums auf dem Programm. Professor Sergio Bonato vom Kulturinstitut freute sich über den Besuch. Es sei schon sehr viel geschaffen worden, doch es bleibt für die Zukunft noch vieles zu tun. Stolz seien die Bewohner, dass unser Papst Benedikt der XVI in früheren Jahren in dieser Gegend Urlaub machte und Mitglied im dortigen Cimbern-Kuratorium ist.
Am nächsten Tag ging es wieder talwärts nach Vicenza, einer bedeutenden Kunststadt. Hier war eine zweistündige Stadtführung angesetzt. Die prächtigen Bauten des Architekten Andrea Palladio fanden große Bewunderung. Er gilt als der größte Architekt der Welt. Vicenza ist auch ein bedeutender Wallfahrtsort. Auf dem Monte Berico befindet sich ein Marienheiligtum, das Ziel vieler Wallfahrer ist. In der Präfektur in Vicenza erfuhren die Gäste aus Bayern die angestrebten Veränderungen in der Verwaltung, die ähnlich einer Gebietsreform ablaufen. Provinzen werden zusammengelegt im Zuge der allgemeinen Sparmaßnahmen in Italien. Am späten Nachmittag stand der Besuch eines Weingutes auf dem Programm.
Ziel des dritten Tages war Padua, die Stadt des heiligen Antonius. Seine Kirche ist das wichtigste Bauwerk in Padua und ist zugleich einer der meist besuchten Wallfahrtsorte der Christenheit. Padua ist eine bedeutende Universitätsstadt. Nach der zweistündigen Stadtführung hatten die Reiseteilnehmer Zeit zur freien Verfügung. Der Abend stand ganz im Zeichen der Begegnung mit den cimbrischen Freunden, mit Ansprachen von Bürgermeister Valentino Frigo und Professor Sergio Bonato, mit Musik, Liedern, Tanz und gutem Wein.
Bevor die Heimreise angetreten wurde, steuerte man Lusern an. Hier ist die cimbrische Sprache am besten erhalten. Ein Projekt des Kulturinstitutes fördert diese Sprache bereits bei Kleinkindern. Ein äusserst engagierter Junglehrer beherrscht die cimbrische Sprache hervorragend und versteht es, Kinder dafür zu begeistern. Die Ortschaft Lusern befindet sich im Aufwind. Die Häuser werden schön renoviert und es gibt jetzt schon neun Gastbetriebe und auch die Geburtenzahlen steigen an, berichtete Nicolussi. Sehenswert war die Jahresausstellung im Dokumentationszentrum in Lusern. Sie zeigte Bilder von den Erlebnissen der Soldaten aus Südtirol, die 1914 von der Donaumonarchie zu den Waffen gerufen wurden.