Zimbern von Kansilien / Tzimbrise Loite bon Kansilien (Veneto)
von Heike Arnold
von Francesco Azzalini
Die ersten zimbrischen Holzfäller kamen Ende des 18. Jahrhunderts in den Wald von Cansiglio, der auch Bosco da remi di San Marco und Bosco dei Dogi genannt wird. Es waren Domenico Azzalini mit seiner Frau und seinen vier Kindern aus Roana (Hochebene von Asiago). Einige Jahre später kamen weitere Holzfällerfamilien hinzu, die sich dauerhaft im Wald niederließen und fünf Dörfer errichteten, darunter die Familien Bonato, Gandin und Slaviero.
Im Jahr 1832, als die Lombardei-Venetien von Österreich verwaltet wurde, notierten die österreichischen Inspektoren A. de Berenger, Rigoni Stern und Kawinski: „Azzalini Domenico aus Roana, niederdeutscher Herkunft, der vom venezianischen Arsenal (Schiffswerft) zum Schneiden von Buchenstäben gerufen wurden, führte die Kunst der Talzeri (Siebmacher) ein"...
Vierzig Jahre sind seit der Ankunft der ersten Siedler vergangen und die kleine Familie ist auf 203 Personen, 40 Familien und mehr als 1.000 Buchen angewachsen, die jedes Jahr geschnitten werden dürfen.
1870 war der englische Bergsteiger Francis Fox Tuckett (bekannt durch viele Erstbesteigungen den Alpen) in einem unserer Dörfer zu Gast. Er schrieb: „Diese Menschen sprechen eine Sprache, die die Bauern im Nordosten der Schweiz sehr gut verstehen würden“...
Im Wald sind alle unsere alten Dörfer, von denen einige nicht mehr bewohnt sind, aufgebaut worden und können besichtigt werden.
Mit der Eroberung Norditaliens durch die französische Armee Napoleons, die mit dem Vertrag von Campoformido besiegelt wurde, wurden alle Privilegien und Autonomien abgeschafft. Dies galt auch für die Sacra Reggenza dei Sette Comuni dell‘Altopiano di Asiago, die volle Autonomie und Befreiung von Steuern und Militärdienst genoss, sowie das Weiderecht in der venetischen Ebene, das die Republik St. Markus ihnen zuerkannt hatte. Aus diesem Grund zogen viele Familien in den Wald von Cansiglio, da das Leben in Asiago schwierig geworden war.
In jenen Jahren wurde ein Projekt vorgeschlagen, um den Buchenbestand stark zu reduzieren und künstlich Fichten, Lärchen und Kiefern anzupflanzen. Gerade für die Durchführung dieses Projekts verfügten die zimbrischen Förster über eine große Anzahl von Buchenpflanzen.
In unserem Museum wird die menschliche Besiedelung im Cansiglio veranschaulicht. Nicht nur die Spuren des zimbrischen Volkes werden nachgezeichnet, auch die Ansiedlung prähistorischer Menschen (vor 15.000 J.), der Römer (die Konsuln Mario und Silla) und vor allem der Republik Venedig wird präsentiert. Letztere reservierte sich den Wald ab 1550 exklusiv, um für das Arsenal von Venedig große Ruder für Kriegsgaleeren und Schiffsmasten zu liefern. Heute gehört der Wald zum regionalen Staatsbesitz und ist ein GGB- und SPA-Gebiet mit Beschränkungen, die den Bau von Gebäuden verbieten.
In der zentralen Ebene des Waldes gibt es vier Kuh- und Schafzuchtbetriebe und eine Molkerei sowie zahlreiche Agriturismen. einen Botanischen Garten und ein Naturmuseum.
Wir Zimbern werden von der Associazione Culturale Cimbri del Cansiglio APS (Zimbrische Kulturvereinigung des Cansiglio) vertreten, die als historische ethnische Sprachminderheit deutschsprachiger Herkunft anerkannt ist. Wir sind Mitglied des Comitato Unitario delle Isole Linguistiche Germaniche (Vereinigtes Komitee der germanischen Sprachinseln) in Italien.